Raymond Fein

RAYMOND FEIN (Zürich / 20.08.1950)

Kommunikationsberater, Jurist, Musiker, Maler.

Welche Technik verwende ich? Meine Konzept-Bilder sind gespachtelt. Ich spachtle mit verschiedenen Holz-spachteln und Holzspänen, die ich auf unterschiedliche Weise präpariere bzw. teilweise selbst herstelle. Für ein Bild verwende ich oft mehrere unterschiedliche Spachtel. Spannend finde ich dabei unter anderem, dass ich mit unterschiedlichen Hölzern / Holzarten unterschiedliche Resultate erziele. Die Art der Holzspachtel, die Art und Menge der Farbe, die Druckstärke, mit der ich arbeite, sowie die Geschwindigkeit, mit der ich arbeite, ergeben unterschiedliche Dichten, Transparenzen und Verläufe.

(Die „Comix“ und die „sprechenden Bilder“ sind mit diversen Finelinern gezeichnet.)

Wie kam ich auf den Holzspachtel? Auf die Idee, mit Holzspachteln zu arbeiten, brachte mich ein Freund, der 2012 verstorbene Aargauer Kunstmaler Martin Duss. Anlässlich eines Mal-Workshops schilderte ich ihm mein viele Jahre altes Problem: Ich malte und male gern mit Bleistift, mit Kohle, mit Farbstift und mit Kreide; aber ich arbeite extrem ungern mit Pinseln (obwohl ich sie als Gegenstand schön finde, auch zum Anfassen); und ich male nicht gern Aquarelle (obwohl ich Aquarelle gern betrachte, nicht zuletzt wegen ihrer fliessenden Transparenz). Mein erster Kontakt vor einigen Jahren mit einem Holzspachtel war für mich wie eine „Offenbarung“: Ich realisierte sofort mit unglaublicher Kraft, dass ich damit mein „Instrument“ in der Malerei gefunden hatte. Ich bin vom Arbeiten mit Holzspachteln „besessen“.

Wie arbeite ich? Bevor ich auf die Leinwand oder auf das Leinwandpapier „gehe“, mache ich zum Voraus diverse Skizzen von jedem Bild / Sujet / Motiv / Objekt. Ich habe Ordner voller Ideen und Skizzen. Als grosse Herausforde-rung empfinde ich die Kunst bzw. die Fähigkeit zu erkennen, wann ein Bild „fertig“ ist – und jeder weitere „Strich“ zu viel… Wenn ein Bild während oder am Schluss des Prozesses nicht meiner Vorstellung (meiner Skizze) entspricht, vernichte ich es; ich übermale nichts. Wenn ich ein Bild beginne, ist die Leinwand bzw. das Leinwand-Papier „rein-weiss“. Da ich manchmal bis 20 „Anläufe“ benötige, um meiner Vorstellung eines Bildes gerecht zu werden, ist mein „Verschleiss“ an Material leider eher hoch…

Vorgehen:

Ich mache seit rund 50 Jahren Skizzen; viele davon habe ich aufbewahrt in der Hoffnung und im „Wissen“, dass ich irgendwann die Möglichkeit und Lust haben werde sie umzusetzen. Nicht zuletzt wegen meiner „Entdeckung“ des Holzspachtelns hat sich dann im Lauf der letzten Jahre immer deutlicher mein 60. Geburtstag als Zeitpunkt für mein „Mal-Outing“ herauskristallisiert. Weil ich oft sehr schnell, fast explosiv arbeite, und weil ich die optische Leichtigkeit dieses Materials mag, arbeite ich mit Acryl-Farben. In der Regel bearbeite ich ein Bild in Intervallen; das heisst, ich arbeite in Abständen von einigen Tagen / Wochen mehrmals am selben Bild.

Was mich reizt:

-Es reizt mich, mit gleichen oder ähnlichen „Motiven / Sujets“ in verschiedenen Grössen zu experimentieren: Wie wirkt ein Motiv im Kleinformat und wie auf einer grossen Leinwand? Ich finde es auch reizvoll, beides nebeneinan-der zu betrachten: Das grosse Bild als Zentrum, das heisst als Grund-Aussage, und ein gleiches / ähnliches Motiv daneben, im Kleinformat, quasi als „Echo“. Gern gestalte ich auch ein Motiv in / mit Varianten / Variationen.

-Es reizt mich, mich bewusst zu beschränken; zB bei den Farben auf Rot-Blau-Gelb; oder Formen nur mit Schwarz-tönen zu erzeugen; oder mit Silber und Gold zu arbeiten; diese beide Materialien gelten in der „Kunst“ als eher schwierig / heikel, weil die Gefahr besteht, ins „dekorative Kitschige“ zu geraten (ausser zum Beispiel bei kirchli-chen Motiven). Ich experimentiere gerade deswegen sehr gern mit Silber und auch mit Gold: Gelingt es mir, diese „Farben“ so einzusetzen, dass sie „ernst“ genommen werden bzw. nicht „auffallen“?

-Es reizt mich, meine Lust an Kommunikation auch in „kommunikative“ Bilder und Objekte umzusetzen. So arbeite ich regelmässig auch an meinen Serien „Kunst in Weiss“, an den „sprechenden Bildern in rot-blau-gelber Mikado-Schrift“ sowie an meinen 3-farbigen „Comix-Zeichnungen“.

Die Malerei hat inzwischen in meinem Leben den gleichen Stellenwert wie die Musik: Wenn ich an einem Tag nicht malen oder musizieren kann, fehlt mir etwas.